smh - Das passiert nicht alle Tage, dass einem ein Nationalrat ein
Bilderbuch erzählt. Wobei Nationalrat Matthias Aebischer den "Frederick"
von Leo Lionni ja eigentlich nicht mir, sondern den Romands näher
bringen wollte, die bei der Verleihung des Schweizer Kinder- und
Jugendmedienpreises heute in Bern anwesend waren.
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Der Nationalrat und sein Lieblings-Bilderbuch: Frederick von Leo Leonni |
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Nationalrat Matthias Aebischer erzählt - auf Französisch - die Geschichte von der Maus, die lieber Sonnenstrahlen, Farben und Wörter für den Winter sammelt, als Vorräte, wie es die andern Mäuse tun. |
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Nach dieser Parabel über die wichtige Rolle der Kulturschaffenden in unserer Gesellschaft sind wir in der richtigen Stimmung für das, was kommt. |
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Im Gespräch mit Literaturkritiker Hans Ulrich Probst erfahren wir noch etwas über Aebischers Arbeit als Präsident der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur. Und - sehr sympathisch - über seine Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben lernen in der Grundschule. |
Nach diesem
liebevollen Beitrag zur Kulturpolitik wurden uns die Werke auf der
Shortlist von den Mitgliedern der Jury vorgestellt. Viele der
nominierten Künstlerinnen und Künstler waren anwesend und gaben in
kurzen Interviews sehr persönliche Einblicke in ihr Schaffen.
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Hans Ulrich Probst unterhält sich mit Ronald Curchod über dessen Bilderbuch "La nuit quand je dors..." |
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Der Illustrator Ronald Curchod hat dieses Jahr in Bratislava einen goldenen Apfel gewonnen. |
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Regina Dürig spricht über ihren Roman "2 1/2 Gespenster" |
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Auch die Schwester der Autorin musste sich damit abfinden, dass das Ende der Geschichte offen bleibt... | |
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Miriam Zedelius ist die Illustratorin von "Pass auf mich auf!". Entwickelt und aufgeschrieben hat die Geschichte Lorenz Pauli. Seine Kinder waren an seiner Stelle da. |
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Während Paulis Kinder bei der Entstehung des Buches als Kritiker mitwirkten, hat Zedelius Sohn die Kinderschrift auf dem Titelblatt beigesteuert. |
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Jean-Noel Sciarini, der Autor von "L'autopsie d'un papillon", war leider nicht anwesend. Daher stand ein Mitglied aus der Jury für ihn Rede und Antwort. |
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In der Graphic Novel "Wonderland" hat Tom Tirabosco Erlebnisse aus seiner Kindheit aufgearbeitet. |
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Das sehr persönliche Buch hat in seiner Herkunftsfamilie, aber auch bei seinen Kindern, mehrheitlich positive Reaktionen ausgelöst. |
Nach einem
überleitenden Kurzfilm folgte die mit Spannung erwartete Ankündigung
der Preisträgerin durch Jury-Präsidentin Christine Tresch:
Adrienne Barman gewinnt mit "Drôle d'encyclopédie" (Deutscher Titel: "Walross, Spatz und Beutelteufel. Das grosse Sammelsurium der Tiere")
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Adrienne Barman mit Christine Tresch im Fokus der Kamera |
Ich
persönlich bin sehr glücklich mit der Wahl, auch wenn jedes der Werke
natürlich seine Stärken hat. Das Gewinnerbuch erfüllt alle Wünsche an
Originalität und ist nicht nur künstlerisch und inhaltlich wertvoll,
sondern wird den Kindern ganz bestimmt gefallen.
Die junge Künstlerin
freute sich sichtlich über den Preis, und versprach auch gleich eine
Fortsetzung des Werks, diesmal mit Pflanzen. Sie hat drei Jahre an der
Enzyklopädie gearbeitet und hunderte von Tieren gezeichnet. Dabei war es
ihr wichtig, dass die Tiere wissenschaftlich korrekt dargestellt sind
("wenn eins drei Zehen hat, dann zeichne ich es mit drei Zehen") und
gleichzeitig wollte sie sich beim Zeichnen amüsieren. Entsprechend
witzig ist das Resultat. Sie hat das Buch auch selber getextet, fasste
sich bei der Dankesrede aber extrem kurz mit dem Argument, nicht reden
sei ihre Stärke, sondern zeichnen!






Die Laudatio hielt Pascale
Vandenberghe, Direktor der Schweizer Buchhandelskette Payot. Mir gefiel
dass dieser im Vorfeld dem Moderator Hans Ulrich Probst vehement
widersprach, als dieser das abnehmende Interesse der Jugend am Lesen von
Büchern aufbrachte. Menschen die lesen seien zwar immer eine Minderheit
gewesen, aber diese habe eher zugelegt, nicht abgenommen. Das zeige ja
auch die steigende Produktion gerade beim Kinder- und Jugendbuch.
Der
Anlass wurde übrigens konsequent zweisprachig durchgeführt, der
Moderator passte sich bei den Kurzinterviews jeweils dem Gegenüber an.
Die Übersetzung der Laudatio wurde auf Papier an das deutschsprachige
Publikum abgegeben. Generell dominierte die französische Sprache, was ja
auch den Titeln auf der Auswahlliste entsprach.
Wie die
SIKJM-Präsidentin Anita Müller bei der Begrüssungsansprache sagte: es
wäre schön wenn Kinder- und Jugendbücher aus der deutschen und
französischen Schweiz vermehrt auch in den anderen Sprachregionen
erscheinen würden. Das Gewinnerbuch zumindest ist bereits in drei
Landessprachen erhältlich.
Infos zum Schweizer Kinder- und Jugendmedienpreis finden sich auf der
SIKJM-Website.